Die Zinsberechnung für Kredite ist ziemlich kompliziert. Deswegen gibt es Kreditrechner, die einem die Arbeit abnehmen und im Rahmen eines Online-Vergleichs die wichtigsten Faktoren berücksichtigen. Aber wie genau funktioniert die Zinskalkulation überhaupt?
Online Zinsberechnung: Viele Anbieter, viele unterschiedliche Ergebnisse
Wer sich online nach einem Kreditrechner umschaut, wird schnell fündig. Die großen Anbieter haben in der Regel seriöse Angebote, bei denen die Onlineberechnung auch zuverlässig funktioniert. Andere versuchen, bestimmte (meist bezahlte) Angebote in den Vordergrund zu bringen. Onlinerechner von Banken oder Versicherungen haben meist nur die eigenen Angebote im Fokus und taugen daher nur bedingt zum Vergleich. Auch aus diesem Grund ist es gut, wenn man sich auf möglichst unabhängige Anbieter verlässt oder zumindest mehrere Onlinerechner ausprobiert.
Weichen die Ergebnisse stark voneinander ab, stimmt in der Regel etwas nicht. Natürlich kann man sich die Arbeit machen, die Zinsberechnung selbst durchzuführen, aber das ist nicht ganz unkompliziert. Basis für die Berechnung ist dabei die Preisangabenverordnung (PangV) des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz. Dort ist klar festgelegt, wie beispielsweise der effektive Jahreszins zu berechnen ist.
Wer nun mit der Mathematik auf Kriegsfuß steht, wird durch diese komplizierten Formeln aber vermutlich nicht ohne Weiteres durchsteigen. Dennoch ist es gut, die Vorgaben zu kennen, denn an die Preisangabenverordnung müssen sich alle Kreditinstitute halten.
Bei vielen Krediten wird die Zinsberechnung vernachlässigt
In Deutschland entfällt ein Großteil der Finanzierungsverträge auf Immobilien bzw. Baufinanzierungen sowie auf klassische private Ratenkredite. Hierbei führen die Kredite für Kraftfahrzeuge die Liste unangefochten an, denn Autos und Motorräder werden sehr häufig über Finanzierungsangebote gekauft. Das macht angesichts der niedrigen Zinsen für viele Käufer Sinn, die nicht auf einen Schlag die hohe Summe für ein Neu- oder Gebrauchtfahrzeug aus ihrem Budget abzweigen können oder wollen.
Laut TNS Emnid sehen die Finanzierungsquoten wie folgt aus (Anteil der Kreditkunden in Prozent im Vergleich zur Gesamtzahl der Kunden, die Produkte bzw. Dienstleistungen in Anspruch nehmen):
- 47 % Auto, Motorrad, andere Kfz.
- 24 % Wohnungseinrichtungen
- 21 % Renovierung
- 11 % Unterhaltungselektronik
- 10 % Dispokredit ablösen
Nach dem Vergleich der Kreditangebote kommt die individuelle Zinsberechnung
Es gibt zahllose günstige Angebote für Kredite, die niedrige Zinsen versprechen und mit tollen Konditionen locken. Die Werbeversprechen beziehen sich allerdings meistens auf den idealen Kunden mit perfekter Bonität und anderen Rahmenbedingungen, die auf viele Kunden gar nicht anwendbar sind.
Weicht man von diesem Idealbild ab, ändert sich aber auch die Zinsbelastung, denn die Banken lassen viele Faktoren einfließen, die für den Verbraucher nicht immer transparent nachvollziehbar sind. Während die Vergabe von Krediten im Regelfall von der Kreditwürdigkeit (also der Bonität) des Kunden abhängt, sind die Zinssätze nicht immer daran gekoppelt.
Es gibt also zwei Arten von Krediten, die sich in der Höhe der Zinsbelastung stark unterscheiden können:
- Bonitätsunabhängige Kreditkonditionen, die für alle Kunden gleichermaßen gelten
- Bonitätsabhängige Kreditkonditionen, bei denen der Zinssatz individuell berechnet wird.
Nun mag man denken, dass die von der Bonität unabhängigen Angebote besser sind, aber das gilt nicht in jedem Fall. Denn natürlich sind in diesen Kreditangeboten alle Risiken eingepreist und der Zinssatz entspricht einem Durchschnittswert. Davon profitieren Kunden mit schlechter Bonität folgerichtig mehr als solche, die eine ausgezeichnete Kreditwürdigkeit aufweisen können. Für letztere Kunden sind die bonitätsabhängigen Konditionen in der Regel deutlich attraktiver, weil der Zinssatz günstiger ausfällt.
Ohne Zinsberechnung sollte man keinen Kredit aufnehmen
Auch wenn es unbequem ist, wenn man einen Kredit doch so schnell und einfach online abschließen kann – man sollte sich als Kunde immer die Zeit nehmen, die Zinskalkulation genau unter die Lupe zu nehmen. Bestimmte Faktoren wirken sich auf die Berechnung aus, etwa die Möglichkeit, Sondertilgungen in Anspruch zu nehmen. Dabei erlaubt die Bank dem Kunden, mehr Geld in kürzerer Zeit zurückzuzahlen als ursprünglich vereinbart. Dabei entgeht der Bank natürlich ein Zinsgewinn auf die Restschuld, denn sie hat ursprünglich mit der gesamten Laufzeit kalkuliert.
Sind Sondertilgungen erlaubt, muss das also vom Kreditgeber berücksichtigt werden, um keinen Verlust zu machen. Auch eine Zinsbindungsfrist wirkt sich auf die Höhe der Rückzahlungen aus – in diesem Zeitraum kann die Bank die Zinsbelastung nicht anpassen. Steigen beispielsweise die Leitzinsen der Zentralbanken, ist eine nachträgliche Anpassung ebenso unmöglich wie bei einem Zinsrückgang.
Wer also einen sehr günstigen Zins bei Abschluss des Kreditvertrags bekommen hat, muss daran denken, dass nach Ablauf der Zinsbindungsfrist eine Anpassung nach oben erfolgen kann. Besonders bei Immobilienfinanzierungen wirkt sich das aufgrund der hohen Finanzierungssummen stark aus, weswegen hier der Zinssatz über mehrere Jahre hinweg festgeschrieben ist. Dies dient der Planungssicherheit.
Wie führt man eine Zinsberechnung durch?
Der Zinssatz wird normalerweise als Anteilswert der Kreditsumme angegeben, weswegen die Prozentrechnung eine wichtige Rolle spielt. Man benötigt generell die folgenden Variablen:
- Z: Zinsbetrag
- p: Zinssatz
- K: Kapital
Eine einfache Berechnungsformel ist demnach: Z = K*p/100
Verleiht eine Bank 4.000 Euro zu einem festen Zinssatz von 4 Prozent, beträgt der Zins nach einem Jahr 160 Euro (4.000 * 3 / 100 = 160). Diese einfache Formel funktioniert aber natürlich nur, solange keine weiteren Faktoren wie Anfangstilgung oder Sondertilgungen berücksichtigt werden müssen. Bei der Zahlung von Tageszinsen muss zudem noch der Faktor t (Anzahl der Tage) berücksichtigt werden, der im Nenner mit 360 (Tagen pro Jahr) multipliziert wird.
Für unsere Formel hieße das: Z = K*p*t/100*360
Zinsberechnung beim Kredit ist komplizierter
Für die Festlegung des Zinssatzes berücksichtigt die Bank wie erwähnt nicht nur den allgemein gültigen Leitzins, sondern auch die Bonität des Kunden und andere Faktoren. Insbesondere bei Baudarlehen ist ein Kredit- und Tilgungsrechner zu empfehlen, der online oder im Download die genaue Kalkulation ermöglicht. Eine andere Sache sind Privatkredite, die innerhalb der Familie, im Freundeskreis oder auch vom Arbeitgeber gewährt werden. Hier lassen sich oft günstigere Konditionen aushandeln als bei einer Bank und alles ist ein wenig unkomplizierter.
Damit alles ordentlich verzinst werden kann, ist ein vernünftiger Tilgungsplan ebenso zu empfehlen wie ein schriftlicher Vertrag, in dem alle Bedingungen festgehalten werden. Eine Hilfe für solche Berechnungen gibt es natürlich auch im Netz. Sie funktioniert aber nur bei Privatdarlehen und nicht bei Bankkrediten, da diese einen Tilgungsplan nicht nur anhand des Effektivzinses ermitteln, sondern ihn auf Basis des Sollzinssatzes berechnen.
Zinsberechnung bei Forward-Darlehen
Besonders bei größeren Finanzierungsvorhaben wie etwa einer Baufinanzierung ist häufig von Forward-Darlehen die Rede. Dabei hat man die Zinsbindungsfrist im Auge.
Beispiel: Hat man ein Haus auf einen Zeitraum von 20 Jahren finanziert, kann die Zinsbindung schon nach 10 Jahren enden. Damit man sich nicht mit den dann möglicherweise höheren Zinsbelastungen für die Restschuld abfinden muss, kann man schon im Voraus ein sogenanntes Forward-Darlehen nutzen.
Dabei werden günstige Konditionen in der Gegenwart quasi in die Zukunft gerettet, so dass die Anschlussfinanzierung entsprechend günstig bleibt. Hierfür fällt zwar ein Aufschlag für Forward-Darlehen an, aber je nach zu erwartender Entwicklung der Zinssätze kann sich das lohnen.
Berücksichtigt werden bei dieser Art der Zinsberechnung unter anderem die folgenden Faktoren:
- Immobilienwert
- Nettodarlehensbetrag
- Sollzinsbindung
- Vorlaufzeit
- Anfangstilgung
Bei den Ergebnissen wird in der Regel der erwähnte Forward-Aufschlag bereits im Zinssatz berücksichtigt. Achtung: Beträgt der Leitzinssatz nach Abschluss des Forward-Darlehens plötzlich weniger als zuvor, muss man dennoch die bereits fest vereinbarten höheren Zinssätze zahlen – das ist die Kehrseite der Medaille. Es lohnt sich also vor allem während einer Niedrigzinsphase, die aktuellen Konditionen auf diese Weise zu sichern.
Fazit: Die Zinsberechnung ist online am einfachsten
Natürlich werden die wenigsten Kunden sich hinsetzen und ihre Zinsberechnung händisch mit Stift und Papier durchführen. Dazu sind die Formeln und Faktoren für den Normalverbraucher zu kompliziert. Für eine einfache Berechnung kann man aber die simplifizierten Formeln anwenden, um einen groben Überblick über die zu erwartende Zinsbelastung zu erhalten. Kommen weitere Faktoren hinzu, die nicht nur den Effektivzins betreffen, wird es aber kompliziert.
Ein Onlinerechner ist dann die bessere Wahl. Je nach Art der Finanzierung sollte man den richtigen Kreditrechner nutzen, denn für Baufinanzierungen oder Forward-Darlehen gelten andere Faktoren als für einen Ratenkredit für das Auto. Wer sich bei Online-Portalen zum Kreditvergleich umsieht, sollte auf möglichst unabhängige Ergebnisse Wert legen. Die Kreditberechnung auf den Portalen von Banken dient meist dem Verkauf der eigenen Produkte. Ein echter Vergleich erfordert daher eine größere Bandbreite an Angeboten – und die exakte Ermittlung der Zinsbelastung.
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