Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor entstammt der Finanzmathematik und wird auch als Annuitätsfaktor oder Kapitaldienstfaktor bezeichnet. Er ist für die Berechnung von Krediten und den zu zahlenden Restbeträgen unverzichtbar.
Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor: Faktor für Finanzer
Im täglichen Leben hat kaum jemand etwas mit ihm zu tun, doch in der Welt der Finanzen zeigt er sich tagtäglich: Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor, der mit den Buchstaben KWF abgekürzt wird. Er kommt immer dort zum Einsatz, wo es um Investitionen und Kredite geht und gehört zu den Grundlagen der Finanzmathematik. Hier müssen immer gleiche Beträge in einer sogenannten „uniformen Reihe“ aufgestellt werden, wobei der Ausgangswert den Wert für die ganze Reihe vorgibt. Das ist zu kompliziert?
Noch einmal verständlich gesagt: Es gibt eine Einmalzahlung, die in gleich große Zahlungen aufgeteilt werden soll. Dies geschieht über einen festgelegten Zeitraum, der sich meist über einige Jahre erstreckt. Berücksichtigt werden müssen dabei auch Zins und Zinseszins, das heißt, dass nicht nur der eigentliche Betrag auf den Zeitraum aufgeteilt werden kann. Zur Berechnung des Kapitalwiedergewinnungsfaktors ist eine Formel nötig.
Video: Dynamisch, Annuitätenmethode, Kapitalwiedergewinnungsfaktor | Investition und Finanzierung
Die Annuitätenmethode: Dynamisches Verfahren in der Finanzrechnung
Der Kapitalwiedergewinnungsfaktor gehört zu den Grundlagen, die für die Annuitätenmethode wichtig sind. Diese gilt als dynamisches Verfahren, welches für eine Investitionsrechnung unverzichtbar ist. Der Wiedergewinnungsfaktor kommt darüber hinaus im Kreditwesen zum Einsatz, wenn eine Annuität berechnet werden soll und wenn es darum geht, beispielsweise einen Kredit in immer gleichen Raten zurückzuzahlen. Die Kreditsumme wird dafür mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor multipliziert.
Um den Kapitalwiedergewinnungsfaktor berechnen zu können, müssen zwei Angaben vorhanden sein. Zum einen wird die Laufzeit des Kredits oder Investitionsvorhabens benötigt, dazu brauchen Sie außerdem den Zinssatz. Dieser muss als reiner Zahlenwert angegeben werden. Die Laufzeit wird mit dem Buchstaben „n“ abgekürzt, für den Zinssatz steht der Buchstabe „i“. Zu „i“ wird der Wert 1 addiert, so ergibt sich der Faktor q.
Die Formel zur Berechnung des Kapitalwiedergewinnungsfaktors zeigt sich wie folgt:
Kapitalwiedergewinnungsfaktor = (i (1 + i)n) : ((1 + i)n – 1)
Das Prinzip des Kapitalwiedergewinnungsfaktors kommt auch bei der Berechnung des Rentenbarwertfaktors zum Einsatz bzw. stellt der Kreditwiedergewinnungsfaktor den Kehrwert dieses Faktors dar. Hierbei erfolgt eine Abzinsung zu einem einheitlichen Zeitpunkt, sodass sich zuverlässige Vergleichswerte finden lassen.
Als Basis werden hier die Ein- und Auszahlungsüberschüsse gesetzt. Der KWF hingegen wird umgekehrt berechnet, denn hierbei geht es um die Aufteilung von Einzahlungsüberschüssen, die in gleicher Höhe vorliegen und auf einen Zeitraum verteilt werden müssen. Der Kapitalwert wird dafür mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor multipliziert.
Wichtig: Eine Investition erweist sich für den Investor nur dann als lohnend, wenn die Annuität gleich oder größer als Null ist. Werden zwei Objekte miteinander verglichen, so wird das Objekt besser abschneiden, dessen Annuität größer ist.
Klassische Kreditform: Das Annuitätendarlehen
Zins- und Tilgungsanteil ergeben zusammen einen Betrag, der monatlich zu zahlen ist, wenn es um die Rückzahlung eines Annuitätendarlehens geht. Die Raten bleiben über den gesamten Tilgungszeitraum gleich hoch. Zur Erklärung des Annuitätendarlehens: Es handelt sich dabei um einen Kredit, der gerade bei Verbrauchern häufig zum Einsatz kommt. Annuitäten sind dabei Rückzahlungsraten, die im Vorfeld vereinbart werden.
Der Unterschied zu einem Tilgungsdarlehen besteht darin, dass bei einem Annuitätendarlehen als Kreditfinanzierung die Rate gleichbleibend hoch ist. Wichtig: Der Zinsanteil sinkt zugunsten des Anteils der Tilgung, da mit jeder Rate, die der Kreditnehmer zurückzahlt, auch die Restschuld sinkt. Dieses Vorgehen wird solange fortgeführt, bis schlussendlich der komplette Kredit getilgt wurde.
Annuitäten sind in ihrer Mindesthöhe vorgeschrieben und müssen im ersten Jahr wenigstens ein Prozent der restlichen Kreditsumme betragen. Der Zeitraum hingegen ist flexibel zu wählen und kann sogar auf bis zu 40 Jahre ausgedehnt werden.
Kapitalwiedergewinnungsfaktor beim Annuitätendarlehen: Berechnung und Beispiel
Mithilfe einer Formel aus dem Rechnungswesen lassen sich Annuitäten berechnen, ähnlich wird auch eine Investitionsrechnung aufgestellt. Bei der Kreditfinanzierung gilt, dass die folgende Formel anzuwenden ist:
Jährliche Annuitäten = C0 * ANF n,i
C0 wird als Kürzel für die Darlehenssumme gewählt, ANF n,i steht für den Wiedergewinnungsfaktor. Geht es um die Kreditfinanzierung für eine Immobilie, sieht die Formel wie folgt aus:
Jährliche Annuitäten = Co * (anfängliche Tilgung geteilt durch 100)
Die folgende Tabelle soll als Beispiel dienen, um den verbleibenden Kapitalwert am Ende der Darlehensfinanzierung deutlich werden zu lassen.
Es geht dabei um folgende Eckdaten:
- Darlehen: 10.000 Euro
- Zinssatz: 5 Prozent
- monatliche Rate: 856,07 Euro
- Laufzeit: 12 Monate
Monat | Tilgung | Zinsen | Restbetrag |
0 | 0 | 0 | 10.000 |
1 | 814,41 | 41,67 | 9185,59 |
2 | 817,80 | 38,27 | 8367,79 |
3 | 821,21 | 34,87 | 7546,58 |
4 | 824,63 | 31,44 | 6721,95 |
5 | 828,07 | 28,01 | 5893,88 |
6 | 831,52 | 24,56 | 5062,37 |
11 | 848,99 | 7,09 | 852,52 |
12 | 852,52 | 3,55 | 0 |
Video: Darlehensarten – das Annuitätendarlehen
Annuitätendarlehen werden vor allem bei privaten Krediten verwendet, denn diese Art der Kredite sind deutlich besser zu planen und lassen sich leichter kalkulieren. Dies ist vor allem für den Kunden von Vorteil, der dementsprechend besser weiß, wann er welche Summe zu zahlen hat. Doch nicht nur normale Privatkredite werden derart berechnet, auch Immobilienkredite nutzen diese Form, um verlässliche Aussagen zum verbleibenden Kapitalwert geben zu können.
Vereinfacht lässt sich sagen, dass das Annuitätendarlehen umso beliebter wird, je größer die Leihsumme ist. Der Zinssatz ist meist deutlich niedriger, als wenn der Bankkunde ein Tilgungsdarlehen wählen würde. Außerdem können auch während der Laufzeit des Vertrags individuelle Anpassungen vorgenommen werden. Selbst die Zahlungszeiträume sind flexibel festzulegen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass bei einem Annuitätendarlehen der Anteil der Zinsen immer geringer wird, während der Anteil der Tilgung steigt. Damit sinkt die Restschuld im Laufe der zeit, mit zunehmender Dauer des Kredits wird immer mehr von der Leihsumme zurückgezahlt. Die letzte Zahlung kann allerdings von den übrigen, vorher festgelegten und immer gleichen Raten abweichen. Das ist dann der Fall, wenn die Kreditsumme sowie die Tilgungs- und Zinsraten nach der Berechnung nicht ganz deckungsgleich sind.
Ratenkredit und Immobilienfinanzierung
Im Rechnungswesen spielt der Kapitalwiedergewinnungsfaktor eine entscheidende Rolle, außerdem ist er im Bankwesen relevant. Hier wird er bei der Berechnung der Annuitäten für den Ratenkredit verwendet. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass die monatliche Ratenzahlung der Darlehenssumme regelmäßig erfolgt. Je kürzer die Laufzeit des Kredits ist, desto höher ist die Belastung pro Monat. Das klingt erst einmal nachteilig, ist es bei näherer Betrachtung jedoch nicht. Denn gleichzeitig sinkt auch der Anteil der Zinsen, die für die Bereitstellung des Geldes an das Kreditinstitut gezahlt werden müssen.
Wichtig für den Kreditnehmer ist daher, dass ein Kompromiss zwischen der Belastung im Monat sowie der Rückzahlung des Kredits, die so schnell wie möglich erfolgen sollte, gefunden wird.omabibel.de
Werden Annuitäten bei der Immobilienfinanzierung berechnet, spielt der Kapitalwiedergewinnungsfaktor ebenfalls eine Rolle. Der wichtige Unterschied zum Ratenkredit besteht bei der Finanzierung von Immobilien darin, dass keine festen Laufzeiten als Basis herangezogen werden. Hier wird der Zeitraum festgelegt, in dem es eine Zinsbindung gibt. Während dieser Zeit darf der vereinbarte Zins nicht verändert werden, was sowohl für eine Erhöhung als auch für eine Senkung zutrifft.
Vereinbart wird die anfängliche Tilgung, mit der der Betrag bezeichnet wird, den der Kreditnehmer im ersten Jahr der Laufzeit zurückzahlt. Es handelt sich dabei um einen festen Prozentsatz der gesamten Darlehenssumme. Auch hierbei muss der Kreditnehmer einen Kompromiss zwischen der hohen Rückzahlungsrate, durch die der Kredit schneller zurückgezahlt werden kann, und der hohen monatlichen Belastung finden. Durch das Variieren der Laufzeit bzw. der Tilgungshöhe wird der zu zahlende Zins stark beeinflusst.
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